Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon sailor_19 » Sa 27. Feb 2016, 00:25

Hallo liebe Vega-Freunde,
Die Decke des Vorschiffs, die Unterseite der Laufdecks und die senkrechten Wände der Kajüte neben den Salonfenstern in meiner Vega sind mit einer weißen Schimmel abweisenden, abwaschbaren Dispersions(?)-Wandfarbe gestrichen. Im Laufe der Zeit hat die Schimmel abweisende Wirkung nachgelassen und durch das Kochen (ich verwende den zweiflammigen alten Petroleum-Primus) hat die Farbe doch gelitten, so dass ein Neuanstrich mit Anti-Schimmel-Farbe nach vorherigem Entfetten (Ablauger), Behandlung mit Schimmelex und/oder Wasserstoffperoxyd ansteht. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Flächen eine Struktur wie von einem Zahnspachtel gezogen oder einer Textiltapete haben. Außerdem sind die Innenseiten der Bordwände in den Ablagen und der Schapps hinter den Rückenlehnen mit einem dünnen Schaumstoff mit Kunstleder ähnlicher Oberfläche, dessen Isolierwirkung wegen nur 2 mm Dicke aber nahe Null ist, vollflächig beklebt. Die Rumpfwände im Vorschiff sind mit Teppich verkleidet.
Nur mal des Interesses halber: Wie war das im Original? Gestrichen oder alles mit PVC-kaschiertem Schaumstoff beklebt?
Freundliche Grüße
Gerhard
von der
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Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Nirwana » So 28. Feb 2016, 13:12

Hi Gerhard,
die Wandverkleidung ("kunstlederartig" - ich würd mal sagen, so ähnlich wie der Dachhimmel in meinem ersten Käfer Bj. 63) ist wohl noch original. Ich hab's vor ein paar Jahren rausgerissen (ziemliche Schweinerei) und einen etwas moderneren Belag (von ruegg.de) ersetzt. An die Wandfarbe mag ich gar nicht gehen. Gegen Schimmel und Verfärbung helf ich mir mit regelmäßigen Putzen (z.B. mit Biofix).
Grüße
Benny / Nirwana
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Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Dieter » So 28. Feb 2016, 17:43

Hallo Gerhard,
gegen Schimmel hilft nur möglichst trockene Luft und isolieren. Die Kajütaufbauseitenwände und auch die Decksunterseite waren im Original glatter, grauer, leicht gemusterter (hellgrau/dunkelgrau) Kunststoff. Es hat Eigner gegeben, die diese Flächen mit Glasfasertapete und einem Anstrich verschönert haben.
Ich selbst habe diese Flächen mit 4 mm Kork beklebt und damit eine hervorragende Isolierwirkung erzielt. Schwitzwasser und Schimmel sind verschwunden. Arbeit macht es!
Dieter von der Kenternix
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Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Zarami » Mo 29. Feb 2016, 20:29

Hallo Dieter,
die Auskleidung mit Kork finde ich gut, da ich mit der Isolierung auch so meine Probleme habe. Deshalb meine Fragen: Womit hast du den Kork verklebt? Hast du ihn danach noch farblich behandelt?
Ralf
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Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Dieter » Di 1. Mär 2016, 07:56

Hallo Ralf,
mit dem für Kork üblichen Dispersionsklebern habe ich nicht so optimale Erfahrungen gesammelt. Mit Sika oder viel besser mit Tikal oder dem deutlich teureren Panterra (MS-Polimer) habe ich sehr gute Ergebnisse erzielt. Solange das Material nicht ausgehärtet ist, kann man Überstände und Schmierereien mit Spiritus abwischen. Ich habe Klarlack genommen. 2x verdünnter Anstrich und 2x unverdünnter Anstrich seidenmatt. Dann verkleben und noch einmal 3 Lagen unverdünnter Lack, um auch eventuelle Fugen noch zu versiegeln. Als Kork habe ich 4mm starken Fußbodenkork verwendet.
Dieter von der Kenternix
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Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Hans J. » Do 3. Mär 2016, 19:00

Hallo,
beim Verkleiden der Bordwände, vor allem im Bereich unterhalb der Wasserlinie sollte man die Physik(Bauphysik) nicht außer acht lassen. Wasserdampf der Luft kondensiert dort, wo der Taupunkt erreicht wird. Das sind vor allem die kalten Flächen unterhalb der Wasserlinie. Dämmstoffe wie Teppichboden oder Kork sind zwar wärmedämmend, verhindern aber nicht das Durchwandern(diffundieren) der Luftfeuchte zu den kalten Flächen.Sind die physikalischen Verhältnisse ungünstig, entsteht zwischen Bootswand und Verkleidung Tauwasser. Zum Glück sind die Phasen der Trocknung (z.B. Winterlager) ziemlich lang. Aber wer z.B. im Winter durch Bewohnen des Schiffes für Luftfeuchtigkeit sorgt, hat mit Tauwasser und den damit verbundenen Schimmelbefall ein Thema. Da helfen nur Dämmstoffe mit hohen Wasserdampfdiffusionswiderstand oder die wirksame Hinterlüftung einer Verkleidung.

Bei jeden Dachausbau wird auf die Dichtigkeit von Dampfsperren/Dampfbremsen peinlich geachtet, damit keine Feuchteschäden enstehen. Die physikalischen Gesetze sind überall gleich!
Hans J.
 

Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Dieter » Sa 5. Mär 2016, 08:57

Hallo Hans,
sicher hast du recht, die Physik ist überall gleich. Wenn ich mir einen Wandaufbau ansehe, innen Kork, außen GfK-Außenhaut: so werde ich im Herbst folgenden Temperaturverlauf feststellen: Im Winter werden die wenigsten Boote bewohnt. Im Herbst und Winter ist die Luft kalt und wird meist mit einem Heizlüfter erwärmt. Die Wassermenge, die in einem Kubikmeter Luft enthalten ist, bleibt konstant. Jetzt erwärmt der Skipper die Luft. Sie kann mit steigender Temperatur jetzt mehr Gramm pro Kubikmeter Wasserdampf aufnehmen. Dieser Wasserdampf wird durch die Menschen an Bord mit ihrer Atmung und über die Lüftung reichlich zugeführt. Kühle ich jetzt diese Luft ab, fällt der aufgenommene Wasserdampf am Taupunkt aus und wird zu Wasser. In unserem Wandaufbaubeispiel wird die Temperatur innerhalb der 4 mm Korkschicht rasch und gleichmäßig bis nahe der Außentemperatur abfallen, im Gfk baut sich die Außentemperatur weiter bis auf die exakte Außentemperatur ab. Der Taupunkt, bei dem aus Wasserdampf wieder Wasser wird, liegt in der Tat im Kork. Wenn dieses Wasser lange genug hier bleibt, kann es tatsächlich zu Schimmelbildung kommen. Im Hausbau behilft man sich damit, innen im Warmluftbereich eine Dampfbremse anzubringen und die Außenhülle mit Außenluft zu hinterlüften.
Wie soll ich das im Bootsbau realisieren? Innen könnte ich ja noch eine Dampfbremse in Form einer sorgfältig verklebten Aluminiumfolie realisieren, über die Optik rede ich jetzt nicht. Um die Außenfassade zu hinterlüften, müßte ich die Bordwand durchbohren, aber das hätte andere entscheidende Nachteile.
Was ist praktikabel? Im modernen Hausbau erleben wir äußerst häufig, dass Schimmel trotz aller Isolierung auftritt, in wirklichen Altbauten ist das selten. Was ist anders? Die Fenster sind nicht total dicht und Dampfbremsen oder Dampfsperren sind nicht vorhanden. In das Mauerwerk eingedrungene Feuchtigkeit kann über die Lüftung der Räume und der nicht total dichten Fenster wieder ablüften.
Deshalb der praktikable Weg an Bord:
Wände isolieren, möglichst mit wasserfestem, natürlichem Material und durch gute Belüftung des Bootsinneren dafür sorgen, dass Restfeuchtigkeit wieder aus der Isolierung austrocknen kann.
Meine Korkisolierung habe ich 2003 im Rumpf über und unter Wasser eingebracht und seitdem keinerlei Probleme mehr.
Dieter von der Kenternix
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Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon Ewald » Di 8. Mär 2016, 19:20

Hallo Gerhard,

in deinem Text über deine Schimmel-Bekämpfung habe ich das Mittel "Schimmel-Ex " und ähnliches
gelesen. Ich persönlich hätte schwere gesundheitliche Bedenken beim gebrauch solcher hoch giftigen
Mittel, noch dazu in einem solch kleinen Raum. In letzter Zeit habe ich teils in Sendungen, teils in
einer Bauzeitschrift über Schimmel-Bekämpfung einiges erfahren. Überall wird 70%tiger Alkohol für die Schimmel-Bekämpfung als wirksamstes Mittel empfohlen. Er scheint unter den Chemikalien wohl das kleinste Übel zu sein.
Ich befinde mich zwar in Süddeutschland aber auch ich denke eine gute Lüftung ist wie überall das
" A + O " bei der Schimmel-Vermeidung. Bei meiner 'Vega habe ich zwei große Lüftungsgitter in der
Tür, dazu habe ich den Lüfter auf der Vorschiffsluke gegen einen Solarlüfter ausgetauscht.
Meine Wandverkleidung ist noch orginal (VW), Decke immer noch Orginal-GFK. Die Unterlüftung der
Polster sollte nicht vergessen werden.

Herzliche Grüße

Ewald von der Kleinen Seehexe
Ewald
 

Re: Anstrich oder Verkleidung in Kajüte

Beitragvon sailor_19 » Mi 9. Mär 2016, 00:15

Hallo,
danke euch für die Antworten.
Da ich mein Boot auch jetzt im Winter bei Temperaturen nachts knapp unter, tags knapp über Gefrierpunkt bewohne, ist das mit dem Belüften ein wohlgemeinter Rat. Nur kühlt das Boot beim Öffnen von Luk und/oder Steckschott schon innerhalb der wenigen Sekunden des Ein- und Aussteigens in die Kajüte kräftig ab und die verlorene Wärme muss dann mühselig wieder ersetzt werden. Ich Lüfte so gut ich kann. Die Schwitzwasserbildung lässt sich aber schon mal beim simplen Kaffeekochen nicht vermeiden (Petroleumkocher plus Wasserdampf/-wrasen), geschweige denn, ich koche Kartoffeln, Nudeln o. Ä., bzw. die Temperaturen liegen, wie Anfang bis Mitte Januar nachts bei minus 14°C. Da hilft dann nur Wischen, wischen und noch mal Wischen und hoffen, dass ich alles an Feuchtigkeit erreiche. Hat bis jetzt auch ganz gut funktioniert. Einige Sachen sind angegammelt, aber von mir rechtzeitig entdeckt und dann trockengelegt worden.
In Sachen Bauphysik:
Um die den geschilderten Temperaturen entsprechende Isolierung herzustellen, wäre eine mindestens 10 -12 cm starke Styropor- oder Schaumschicht nötig um den nötigen K-Wert zu erreichen, denn das schiere GFK hat so gut wie keine Dämmwirkung. Da würde es im Innenraum, insbesondere in den Schapps ganz schön eng werden. Abgesehen davon bleibt das Problem von Kältebrücken an jeder Stelle, an der die Inneneinbauten und Querschotten den Rumpf berühren. Ich habe insbesondere die senkrechten Rumpf- und Aufbauflächen mit Isomaterial, teils von außen abgedeckt. Die waagerechten Flächen haben durch den Divinylzellkern im Sandwichlaminat (Laufdeck und Kajütdecke) eine erstaunlich gute Isolation(bis auf das Vorschiffsluk, das ist Massivlaminat).
Dennoch liess sich seltsamerweise nur an der der Sonne zugewandten Aufbauseite Schimmelbildung nicht völlig verhindern. Nach meinen Recherchen gibt es zur Schimmelbeseitigung je nach Untergrund verschiedene Mittel. Allen gemein ist, dass bei der Verarbeitung auf gute Belüftung und Atemschutz (wegen der Schimmelsporen) geachtet werden sollte. Für glatte Flächen wie Glas, Keramik, Gelcoat sollte 80 -90%iger Alkohol reichen. Auf rauen Oberflächen, wie der bei mir vorhandene Dispersionsanstrich, gehts wohl nicht ohne Einsatz von Chlorverbindungen, wie in Schimmel-Ex und dergleichen enthalten, oder Wasserstoffperoxyd (mir sympatischer) aus der Apotheke. Wasserstoffperoxid soll neben der durch Oxydation wirksamen Schimmelbekämpfung auch noch durch Bleichwirkung die schwarzen Punkte verblassen lassen.
Wie gesagt gründliche Lüftung und Trocknung ist so oder so nötig und damit die ganze Arbeit eh etwas für die Zeit wenn die Sonne wieder kräftiger ist, also hoffentlich bald. :-)
Gerhard von der
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