Trockenfallen / Segeln im Watt

Allgemeine Themen zur Albin Vega und der Klassenvereinigung

Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Johannes Müller » So 22. Dez 2013, 12:59

Moin zusammen!
Ich möchte im Sommer 2014 via NOK und Eider in´s Norfriesische Wattenmeer fahren. Dort möchte ich gerne Ziele wie Pellworm, Hooge, Amrum, Sylt, Helgoland, Neuwerk erkunden.
Wer von Euch hat Erfahrung mit der Vega im Watt? Wie verhält sie sich beim Trockenfallen?
Ist dies nur mit Wattstützen machbar, oder geht´s notfalls aufgrund des geringen Tiefgangs ohne Stützen?
Ich bin für jeden Tip dankbar (auch generell zum Thema Segeln im Wattenmeer).

Besten Dank, frohe Festtage und einen guten Rutsch Richtung 2014!
Johannes Müller
 

Re: Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Dieter Främbs » So 22. Dez 2013, 22:01

Hallo Johannes,
wir haben uns mehrfach mit der Albin Vega trocken fallen lassen. Das geht problemlos. Sobald die VEGA auf Grund gerät, muss dringend der Untergrund mit dem Bootshaken oder ähnlichem abgetastet werden, ob er eben ist, ansteigt oder fällt. Auf ebenen Grund bleibt die VEGA mit 45° Lage liegen. Wasser gerät nicht an Deck oder in die Plicht. Es ist nur sauungemütlich! Die VEGA steht zuerst auf ihrem Kiel. Wenn die Wasserlinie schon 15 - 20 cm herausschaut, fällt sie plötzlich, aber weich zu einer Seite. Besonders bei geneigtem Grund (Prilkante) ist es wichtig, daß sie sich zur höheren Seite neigt. Das kann man gut einleiten. Je weiter das Wasser fällt, um so köleiner werden die Wellen. Zuletzt sind es nur noch Rippel.
Im geschützten Watt kann man fast überall trocken fallen, sofern keine Steine im Untergrund lauern. Im Bereich der Seegatten oder außerhalb ist trocken fallen eineStrandung !!!
Ansonsten brauchst Du hochaktuelle Karten und wundere Dich nicht, wenn die Wattenwege doch schon wieder umgelegt sind. Über aktuelle Tiefen, wenn es knapp wird, wissen die Hafenmeister oder die Fischer viel. Frage Sie. Es ist gute Litheratur über die Wattensegelei erhältlich, sehr empfehlenswert. Das Watt ist wunderschön und mit etwas Umsicht gut mit einer VEGA zu bereisen. Wir haben Das Ostfriesische Watt, das Elbwatt und das Nordfriesische Watt befahren und werden es auch wieder machen.
Dieter von der Vega 1636 "Kenternix"
Dieter Främbs
 

Re: Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Dieter Främbs » So 22. Dez 2013, 22:11

Hallo Johannes,

Pellworm: stark verschlickte Liegeplätze in Boxen. Nur nahe Hochwasser zu befahren.
Am Bollwerk, wenn frisch gebaggert, Boot gegen Umfallen sichern (Mast anbinden).

Hooge: Kontakt mit unserem Klassenvereinigungsmitglied auf Hooge aufnehmen

Amrum: Liegeplätze in Boxen. Wenn frisch gebaggert, Boot gegen Umfallen sichern (Mast anbinden).

Sylt: Keine Erfahrung

Helgoland: Tiefer Hafen, bei jedem Wetter anlaufbar, Liegen im Päckchen.

Neuwerk: Mit auflaufend Wasser anlaufen. Fällt trocken. Harter Untergrund. Boot gegen Umfallen sichern (Mast anbinden).

Neufeld: Nahe Hochwasser anlaufbar. Fällt trocken. Harter Untergrund. Boot gegen Umfallen sichern (Mast anbinden).

Dieter von der "Kenternix"
Dieter Främbs
 

Re: Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Johannes Müller » Sa 28. Dez 2013, 13:44

Moin Dieter! Danke für die Info! Wie praktizierst Du das Anbinden des Mastes? Leine über die Saling werfen oder etwa mittels Großfall? Letzteres wird die seitliche Belastung wohl kaum mögen...
Gruß, Johannes
Johannes Müller
 

Re: Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Dieter Främbs » So 29. Dez 2013, 11:51

Hallo Johannes,
ich habe schon Jachten gesehen, die ihr Großfall auf der gegenüberliegenden Seite des Bollwerks belegt haben. Die Kräfte sind nicht allzu groß, die auf das schräg zur Seite abgespannte Fall wirken. Zum Bollwerk hin kann die Jacht ja nicht umfallen, nur zur Seeseite hin. Wie gesagt, so lange die Jacht senkrecht steht, liegen überhaupt keine Kräfte auf dem Fall. Sie steigen erst mit zunehmender Lage des Bootes. Nachteil ist, dass das Fall mit sich ändernden Wasserstand ständig gefiert oder geholt werden muss. M.E. günstiger ist es, eine sich nicht zuziehende Schlaufe (Palstek) locker um den Mast zu knüpfen. Meist wird man es unterhalb der Saling machen. Wenn man an den Palstek noch eine dünne Leine bindet, kann man ihn bei fallendem Wasserstand sogar wieder nach unten ziehen. Ansonsten richtet sich der Anschlagpunkt nach der Höhe des Bollwerks und dem momentanen Wasserstand. Der Tidenkalender ist ein absolutes Muss im Watt. Darin finde ich auch den zu erwartenden Tidenhub. Nach der Zwölftelregel lässt sich dann der momentan zu erwartende Wasserstand und der noch zu erwartende Tidenhub oder Tidenfall berechnen.
Die Zwölftelregel:
In der ersten Stunde einer Tide steigt oder fällt das Wasser um annähernd 1/12 des Maximalhubes,
In der 2. Stunde um 2/12,
in der 3. Stunde um 3/12,
in der 4. Stunde um 3/12,
in der 5. Stunde um 2/12 und
in der 6. Stunde um 1/12.

Viele Grüße
Dieter von der Kenternix
Dieter Främbs
 

Re: Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Thomas Horn » Mo 30. Dez 2013, 21:19

Hallo Johannes,

wir haben zum "Anbinden" des Mastes das Spifall und die Fockschot benutzt. An das Spifall haben wir die Fockschot angeschlagen, dann das Spiefall bis fast an den Masttopp dichtgeholt und schließlich die beide Enden der Fockschot steuerbord und backbord weit seitlich voraus am Steg befestigt. Die Benutzung des Spifalls hat aus meiner Sicht den Vorteil, daß es bzw. der Mastbeschlag seitliche Kräfte ohne Problem aufnehmen kann. Und man kann das Spifall im Bedarfsfall etwas fieren oder dichter holen. Oder man erhöht landseitig die Spannung auf das Fall bzw. auf die entgegengesetzte Seite, auf die sich das Schiff legen will. Wenn dann die Vega noch bis zum Propeller im Schlick versinkt und die Tide mitspielt, kann man ein geruhsame Nacht verbringen. Beim Aufschwimmen der Vega sollte man allerdings wieder an Deck sein...

Ein sehr gutes Buch zum Thema Wattengewässer: Karlheinz Neumann, Seemannschaft in Wattengewässern. Du wirst es allerdings nur noch im Antiquariat zu einem stolzen Preis (ca. 40-50 €) finden. Der Palstekverlag hat oder will zum selben Thema gerade ein Buch veröffentlichen.

Hilfreiche Internetseiten: http://www.wattenschipper.de , http://www.soltwaters.de und http://www.wattsegler.de .

Kurz zu Dieters Anmerkungen zum Tidenkalender: Neben seiner Wichtigkeit ist die tägliche Wasserstandsvorhersage vom BSH ein Muß für Wattensegler!

Viele Grüße und einen Guten Rutsch!

Thomas Horn (Hoppetosse)
Thomas Horn
 

Re: Trockenfallen / Segeln im Watt

Beitragvon Jens » Fr 24. Okt 2014, 11:59

Zum Wattsegeln empfehle ich die Software "Quick-Tide" die es für "lullu" zum
Download gibt (quicktide.nl....einfach googlen) die Bedinung ist wirklich eine
schnelle Vereinfachung zur "von Hand Methode" - die allerdings sollte der
Wattsegler letztere dennoch beherschen :-)
Nicht vergessen den Tiefgang mit -120 cm vorzugeben oder sogar -180...
je nach dem wann die "Handbreit" zugeschlagen wird.

Jedenfalls ist das gerade bei dem überfahren von Untiefen eine super
Sache und ein Plus an Sicherheit.
Die deutschen Bezugsorte sind jedoch nicht so extrem präzise eingepflegt
wie die in NL - dennoch, ansehen lohnt sich auf jeden Fall.
Bedienung auch in D möglich (wenn auch die Übersetzung an einigen Stellen
zum schmunzeln ist... aber wer seine Gezeitentabelle auch drücken anstelle
von drucken kann, der wird damit gut zurechtkommen.

In den Seegatten aufpassen! Gefahr von Grundseen (aber nur bei entspre.
Schitwetter usw.)

gute Fahrt

Jens


Zuletzt als neu markiert von Anonymous am Fr 24. Okt 2014, 11:59.
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